Freitag, 28. September 2012

We try de parler Französisch νῦν

Wieder eine Woche geschafft und so langsam wird alles "normal". Joshua kann nun ENDLICH in der Kantine essen, was meinen Alltag ungemein entstresst! Endlich kann ich in der Uni bleiben über Mittag, mit den anderen Studis in die Mensa gehen oder auch einfach die Zeit zum Lernen/Lesen nutzen. Bin ich froh, dass das nun endlich klappt!
Aber das Arbeitspensum ist echt enorm. Ich habe nicht erwartet, dass es einfach wird, aber einfach mal so in 5 Wochen Platons "Politeia", das "Gastmahl" und "Gorgias" Lesen, dann folgen die "Nikomachische Ethik", ein Buch zu Albert Schweitzer und gefühlte 100 andere Kurse, die neben Althebräisch auch noch vorzubereiten sind. Meine Sportuni vermisse ich schon ein bisschen, als Ausgleich! Ab nächster Woche gehe ich aber in den Hochschulsport, damit ich den Kopf mal etwas frei bekomme. Da Joshi ja Mittwochs jetzt einen Betreuungsplatz hat, kann Magalie nun Abends kommen. Am Montag kommt sie und ich kann endlich Sport machen!
Dennoch heftig, was für die Kurse alles zu machen ist! Lesen kann ich Französisch zwar unterdessen wieder gut, es ist und bleibt aber eben Zweitsprache und somit wird das Lesen langsamer und zäher. Hab mir nun Platons Politeia auf Deutsch bestellt, da es echt schwer ist, die Gedanken auf Französisch nachzuvollziehen (und das griechische Original wollte ich mir auch nicht antun - ich glaube, das hätte noch weniger gebracht ;-) Aber das nächste Mal, wenn ich viel Zeit habe, probiere ich das aus. Versprochen, Miri). Aber auch ansonsten arbeitet mein Sprachenzentrum im Gehirn auf Hochturen mit Griechischer Lektüre, Hebräisch, einem Englisch-Kurs und Französisch als Unterrichtssprache. Merke schon leichte Überforderungserscheinungen ;-) Besonders hart ist der Kurs über Rousseau, den ich direkt nach dem Englisch-Kurs habe... Ich brauche da momentan wirklich ne halbe Stunde, um wieder ins Französische zurückzufinden und alles halbwegs gut zu verstehen! Aber das wird schon... Bin ja eh erstaunt, wie schnell das mit dem Französischen hier ingesamt ging (Verstehen, Lesen...)

Die Theologie-Studierenden hier sind echt alle nett und offen! Insgesamt ist alles viiiel "Internationaler" als in Erlangen. Viele kommen hier aus Afrika zum Studieren (Kongo, Lybien, Ägypten) oder auch aus Costa Rica und Süd Korea. Viele der Studierenden sagen auch ganz offen, dass sie in die Mission gehen wollen! Das ist in Deutschland ja immer ein bissche mit Vorsicht auszusprechen, wenn man sowas vorhat. Hier ist das anders und völlig normal, dass man später nach Afrika oder auch Asien gehen will zum Missionieren. Auch die Einstellung von vielen ist interessant! Ein Student aus dem Kongo (ich schäme mich so, wie kann es anders sein, ich habe den Namen vergessen) meinte, er wolle nach seinem Studium wieder zurück nach Afrika, weil sein Land Leute braucht, die studiert haben. Er will gar nicht hier bleiben (wo viele von uns Europäern ja sagen würden "er hat den Sprung geschafft, jetzt soll er doch hier in Europa bleiben!") sondern er möchte seinem "Vaterland dienen". Und diese Einstellung teilen wirklich viele ausländische Theologiestudierende hier.
Es sind auch etliche Studis hier, die Frau/Mann und Kinder in der Heimat zurückgelassen haben, um hier zu studieren und dann kehren sie wieder zur Familie zurück. Meine Güte gehört da viel Zusammenhalt, Mut und Vertrauen innerhalb der Familie dazu, so einen Schritt zu gehen!
Jedenfalls ist es echt schön, unter so vielen verschiedenen Menschen zu sein, die alle irgendwo ihre "besondere Geschichte" haben, alle aber doch irgendwie zusammengehören.

Joshua macht auch gute Fortschritte mit dem Französischen. Das sagt zumindest seine Lehrerin. Ich bekomme davon leider nichts mit, weil er sich weigert, mit mir Französisch zu reden. Er erzählt mir immer nur einzelne Worte, mehr aber auch nicht. Wenn ich dabei bin, ist nicht daran zu denken, dass er Französisch redet. Aber seine Lehrerin meinte auch, dass das normal ist und ich sowieso beim Deutschen bleiben soll. Nicht dass ich vorgehabt hätte, mit Joshi nur noch Französisch zu reden ;-) Aber ich würde schon mal gern hören, was er schon so sprechen kann...
Die Tage in der Maternelle sind für ihn aber wirklich sehr lang. Gerade der Dienstag und Donnerstag, wo er bis 17Uhr bleiben soll wegen Französisch-Unterricht. Er ist danach immer völlig fertig und ziemlich schlecht gelaunt. Wir hatten etliche Kämpfe die letzten beiden Tage, weil er einfach abends müde ist, morgens müde ist und zwischendrin sehen wir uns ja nicht :-( Aber wir haben das Wochenende für uns und das nutzen wir! Da wird die gemeinsame Zeit echt wieder wertvoll. Vor 4 Wochen noch waren wir zu viel zusammen und gingen uns auf die Nerven. Jetzt genießen wir endlich unsere Zeit zusammen.
Am WE geht es mit einer Gruppe Studierender ins Nordelsass, wo wir Kartoffeln und Karotten ernten/einkaufen gehen für die Kantine im ev. Wohnstift für Studis. Mal ein wenig rauskommen, das Elsass sehen und unter Leute... das ist gut und Joshi ist für solche Abenteuer ja sowieso immer zu haben. Mal sehen, was das so wird. Er will da jedenfalls unbedingt hin. Es geht zwar schon um 8Uhr los, aber was soll's... Hauptsache, mein Prinz hat Action. Er will ja immer unbedingt was erleben, damit er Papa erzählen kann, was er so alles gemacht hat.

Heute gaaanz liebe Grüße an Andrea, an die ich so viel denke momentan!

Sprachblüten gibt es heute keine, weil mir gerade keine einfallen :-D Aber wenn, dann notiere ich sie mir und das nächste Mal dann hole ich alle(s) nach.

Bis ganz bald, macht's gut!



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