Donnerstag, 27. Dezember 2012

Weihnachtszauber

Etwas verspätet der nächste Eintrag. Aber an Weihnachten hat man ja auch wahrlich besseres zu tun, als zu bloggen.

Vorbereitungen

Joshi geht es wieder gut. Das Antibiotikum hat seine Arbeit getan und er hüpfte schon nach 2 Tagen wieder munter durch die Wohnung. Jetzt fängt er gerade an, wie schon erwartet, sich zu schuppen ;-) Lecker...
Die letzten Weihnachtsvorbereitungen waren richtig schön. Da Joshi ja zu Hause blieb die letzten Tage, haben wir noch viel gebastelt und einfach Zeit für uns gehabt. Als es am Freitag dann Richtung Heimat ging, war die Vorfreude riesig - wen wir alles sehen würden: Omas, Opas, Papa, Senta, Santos, Lola, Stefan, Lilli, Tino... ...
Die Wiedersehensfreude war riesig. Auch wenn es im Vorfeld schon etwas Stress und Befürchtungen gegeben hatte, dass ich mir mit meinen 3 Orgeleinsätzen zu viel aufgehalst hätte, war die Begrüßung richtig schön. Ich hatte in Schnaittach für Hlg. Abend,für den 2. Feiertag und Silvester zugesagt, Gottesdienste zu begleiten. Für mich war/ist das weder Arbeit noch Stress oder Pflicht. Aber meine liebe Mama meinte, dass es nach 5 Monaten Orgel-Abstinenz vielleicht doch etwas viel wäre. Nein, das bewahrheitete sich nicht. Ich war "fit" wie eh und je und es ist immer eine Freude, in Schnaittach anzukommen, "daheim" zu sein und dabei zu sein. Ich bin um jeden Moment bei euch dankbar, ihr lieben! So stand das letzte Adventswochenende ganz "klassisch" unter dem Motto "ankommen" (Advent halt ;-) und Orgel üben. Dabei holte mich mein Trauma-Choral "Ich steh an deiner Krippe hier" mit aller Wucht ein. Gleich 6 Strophen. Aber ich war sehr brav und habe viel geübt, sodass dieses Trauma nun überwunden ist.

Weihnachten

Der "Engel Franz", der bei uns jedes Jahr im Advent ums Haus kreist, schaut, ob die Kinder auch brav sind und am Tag des Hlg. Abend schließlich mit Mama, Opa und Oma die abgeschlossene Weihnachtsstube schmückt, kam schon am Abend des 4. Advent und so war der 24.12. das erste Mal herrlich entspannt. Da der Baum schon geschmückt und die Krippe schon aufgebaut war, konnten wir uns ganz dem Vorweihnachtszauber hingeben: von "3 Nüsse für Aschenbrödel" über Stub'nmusi und viele andere "traditionelle" Dinge war alles dabei. Die Zeit bis 15 Uhr, um nach Schnaittach aufzubrechen verging wie im Fluge.

Joshua war erst einmal enttäuscht, dass er in der Kirche beim "Krippenspiel" nicht mitmachen konnte... Er dachte, dass da alle Kinder mit"spielen" dürfen. Aber es hat ihm auch als Zuschauer natürlich gefallen. Und nächstes Jahr möchte er unbedingt in Erlangen mitmachen. Ich habe die Stunde sehr genossen. Von meinem "VIP"-Platz aus hatte ich einen tollen Blick auf das ganze Geschehen und immer wieder bin ich fasziniert, wie Wilfried und Dorothea all das so schaffen und leben lassen.

Heiliger Abend

Darüber nicht viel. Das ist Familiensache. Es war schön und harmonisch, frei von jedem Streit, Stress oder sonstigen nervigen Nebensächlichkeiten. Einfach schön. Amelie und ich lasen die Weihnachtsgeschichte vor. Joshi war am Ende ziemlich überfordert: das Glück, die Freude, der Anstehende Abschied (da 2 Tage bei Papa)... ... irgendwann kam er zu mir und weinte nur noch. Er wusste selbst nicht warum. So ist das: Glück und Traurigkeit, Ankunft und Abschied so nah beieinander. Manchmal wünsche ich mir, er könnte es anders erleben. Er muss es lernen, genauso wie ich, das Loslassen. Abschied und Sehnsucht gehören eben zu unserem Leben, wie bei allen Kindern, die nicht immer beide Elternteile um sich haben. Gut, dass Papa am 1. Feiertag zum Frühstück kam. Ich bin so dankbar, dass wir uns verstehen und auf einer guten Elternebene kommunizieren können. Für Joshua und für uns. Das ist viel wert und macht es uns allen leichter.

Feiertage und so weiter

Joshi war also bei Papa, worauf er sich wirklich sehr gefreut hatte. Ich übte für den 2. Feiertag Orgel und genoss die freie Zeit. Der "Kind-weg-ich-müde"-Modus schaltete sich ein und so war ich einfach faul. Tut das gut :-)
Am 2. Feiertag nach der Kirche waren wir bei Lola eingeladen (meine Schwester + Familie) und auch das war so schön. DANKE!

Nun holt uns das Übliche wieder ein: Lernen für die Prüfungen im Januar, Lernen, Lernen. Spielen mit Joshi, Spielen, Spielen, Spielen... Silvester geht es nach Erlangen zu Miri. Und bei Lola wollen wir auch noch einmal eine Nacht verbringen.
Aber ich vermisse Straßburg. Ich habe die Menschen und die Stadt so lieb gewonnen! Am liebsten würde ich hier bleiben. Aber ich kann ja auch nach dem Studium wieder kommen. Kommt Zeit, kommt Rat. Studium beenden, Joshi auf einen guten Weg bringen und dann wird mir schon gezeigt werden, wohin mich mein Weg führt. Ich freue mich jedenfalls auf die Rückkehr  nach Straßburg und die nächsten Monate.
Heute liebe Grüße an Wilfried, Dorothea und Luise! Ihr seid mir ein großer Halt! Danke für alles.

Sprachblüte

Das Glöckchen klingelt, die Weihnachtsstube öffnet sich. Joshi ist sehr aufgeregt. Leuchtende Kinderaugen vor dem Christbaum. Der Blick auf die Geschenke unter'm Baum... Doch Geduld! Zunächst die Weihnachtsgeschichte, die Amelie und ich vorlesen wollen. Ich hole Luft, um mit "Es begab sich aber zu der Zeit..." loszulegen, als Joshi mich noch einmal zurückhält:"Aber Mama, was ist denn, wenn meine Ohren jetzt einschlafen?"

Samstag, 15. Dezember 2012

Scharlach...

Heute früh ging es meinem Großen noch ganz gut. Das Fieber, das sich gestern Abend eingestellt hatte, war wieder weg und auch sonst war er in Ordnung. Also Anfangs Entwarnung für die Fahrt nach Werschau zu meinem Bruder. Ich hatte meinem Patenkind (seine Tochter) ja einen Besuch in "Starlight Express" versprochen, den wir morgen dann verwirklichen wollten...
Nun, im ICE nach Frankfurt ging es meinem Schatz zusehends schlechter. Erst wieder etwas Fieber, kleine Augen und ein "kranker Geruch" (ich glaube, nur Mamas wissen, was ich mit "kranker Geruch" meine ^^ Kinder [also zumindest Joshi] riechen nämlich anders wenn sie krank sind). Ich hatte ja zuerst Windpocken in Verdacht, weil das in der École umging. Aber nachdem Joshi ja geimpft ist, war ich unsicher. Impfversager?
Ich suchte ihn im Zug nach Pusteln ab und entdeckte, dass sein kompletter Bauch (der früh noch völlig in Ordnung war) verpickelt war. Im Zug also noch mein Bruderherz angerufen, dass er den kinderärztlichen Notdienst in Limburg ausfindig machen solle. Verdacht Windpocken. Er hat da Erfahrung als mehrfacher Papa und ich war mir sicher, dass er für uns da ist. In Limburg war mein Mops nur noch ein wimmerndes Häufchen und ich machte mir schreckliche Vorwürfe. Hätte er die Pickel nicht 6 Stunden früher bekommen können??!!!
Keine 10Minuten später waren wir im Notdienst und auch sofort dran. Der Arzt brauchte keine 1,5 Minuten für die Diagnose "Scharlach" und ich für das Bedenken der Konsequenzen für das Wochenende und die nächsten Tage auch nicht viel mehr.
Ich hab mich dann auch gleich untersuchen lassen, aber erst mal Entwarnung für mich.
Ab in die Apotheke, Penicillin geholt. Kinder getrennt (Ansteckung!!) und ab nach Werschau zum Schlafen legen. In Werschau hatte sich der Ausschlag schon ab dem Hals abwärts über den gesamten Körper verteilt. Nichts mit "leichter Ausschlag" oder "anfangend in Leistengegend und Achseln". Joshis Erreger hatten es eilig. Mein kleiner "Streusselkuchen"... (ja, liebe Family, ich weiß, ursprgl. war das die Bezeichnung für Windpocken ;-)
Nun liegt mein Schatz im Bett seit heute Nachmittag, war zwischendurch nach Gabe von Paracetamol mal kurz auf, aber im Großen und Ganzen beutelt es ihn ganz schön. Das löst völlig neue Gefühle in mir aus, weil ich meinen Schatz noch nie so habe leiden sehen. Klar, es sieht zunächst alles immer schlimmer aus, als es ist. Gerade bei Kindern. Aber Scharlach in der Schnelligkeit hat mich etwas überrumpelt, zumal ich ja auch schon wieder mit nem Virus nur halb leistungsfähig bin... Es lebe der Gelenk- und Kopfschmerz...
Tja, wir sind nur am Kranksein gerade und ich hoffe, dass das bald vorbei ist. Scharlach soll ja - ganzheitlich gesehen - eine "reinigende Wirkung" haben für die Kinder. Ich hoffe das mal. Im Januar ist mein Schatz dann hoffentlich wieder fit. Gut, dass Ferien sind. Dann kann ich ihm die Zeit geben zu kurieren und v.a. mir die Zeit geben, mich zu kümmern ohne zwischen Kind und Uni hin- und hergerissen zu sein. Sagen wir so: die richtige Krankheut zur richtigen Zeit? Ich weiß es nicht. Vielleicht auch nur ein verzweifelter Versuch, das Beste aus der Situation hier zu machen.

Freitag, 14. Dezember 2012

Wasserrohrbruch, Sinusitis, Judo, Hebräisch

Heute gibt es viel zu berichten, war ja auch echt faul die letzten Tage. Ich habs mal in "Kapitel" eingeteilt, dann könnt ihr euch raussuchen, was ihr lesen wollt und was nicht... Ich habe es auch nicht mehr Korrektur gelesen, weil es mir zu viel war ^^ Also überlest die Fehler einfach (wie immer).

1) Wasserrohrbruch

Kaum hatte ich meinen letzten Post veröffentlicht, da rief mich Miri, eine meiner beiden Zwischenmieterinnen in Dtl, an und teilte mir mit, dass es im Keller einen ABWASSER-Rohrbruch gegeben habe. Der Keller müsse bis zum Morgen des folgenden Tages leer sein. Nur Bettina sei in Erlangen, sie selbst nicht da. So, woher also Hilfe für Bettina organisieren? Ich in Straßburg. Abends um 19:30Uhr ist es unmöglich, noch rechtzeitig nach Erlangen zu kommen, um sinnvoll Hilfe leisten zu können. Ich muss dazu sagen, dass der Keller ja voll mit meinem Zeugs steht, was ich in Deutschland gelassen habe... Also fühlt ich mich schon verpflichtet, irgendwas zu machen. Das Gefühl, so hilflos in Straßburg zu sitzen und zu wissen, dass Bettina sich nun um meinen Kram kümmern muss, war echt doof.
Aber für was gibt es FB und Skype. Ich habe also alles und jede_n angerufen, den/die ich kenne und siehe da, 3 Engel waren für mich da: David, Fitze und Amelie erklärten sich sofort bereit, Bettina zu helfen. Fitze und Amelie kamen extra aus Behringersdorf.
Gleichzeitig musste ich mich ja um den "Abtransport" kapputter und verdreckter Sachen kümmern. Also habe ich meine liebe Mama angerufen, wann sie nach Erlg fahren kann (mein Bruderherz wollte verständlicherweise sein neues Auto nicht mit Abwasser-Schäden vollladen...). Mama sagte mir dann für den nächsten Tag zu. Ich also wieder Bettina angerufen, wann sie denn Zeit hätte am nächsten Tag, und eine Zeit ausgemacht. Dann wieder meine Mama angerufen, dass das so klappt.
Dann rief mich David an: nach nicht mal einer Stunde war der Keller wohl leer geräumt und mein Bruder noch nicht mal in Erlangen angekommen. Zeitgleich erhielt ich von Amelie eine FB-Nachricht, dass sie und Fitze gleich in Erlg sind. Ich also David verabscheidet, Bruderherz angerufen (mit schlechtem Gewissen - immerhin haben sie sich extra auf den Weg gemacht) und gesagt, dass sie ihr neues Auto direkt nochmal auf dem Rückweg ausprobieren können...
Bettina angerufen, bedankt. David via FB Danke gesagt, Fitze 100 Nachrichten geschickt, dass es mir Leid tut, dass ich ihren Abend gesprengt habe. Meine Mama angerufen, dass Keller leer ist und dass sich der Schaden wohl in Grenzen hält.
Am nächsten Tag dann die "Entwarnung": Auch Mama meinte, dass der Keller wieder gut aussehe und das meiste Zeugs nicht viel abbekommen habe. Bettina habe sich um alles gekümmert.
DANKE LIEBE BETTINA!!! UND DANKE AN DAVID, FITZE UND AMELIE!!!!!!
Nun trocknet das Zeug erst mal in der Wohnung und am Balkon, erste Teile sind schon wieder im Keller und ich werde mir in den Ferien das ganze Mal anschauen. Aber ich bin mir sicher, dass Miri und Bettina das hinkriegen :) Immerhin haben wir auch den Umzug trotz Miris Mittelfußbruch hinbekommen :)

2) Krank

Seit 2 Wochen bin ich nun krank. Hatte ja im letzten Eintrag geschrieben, dass sich eine miese Erkältung angekündigt hat. Ja, das war der Virus. Danach kamen dann aber auch noch miese, fiese, kleine Bakterien, die zu 1000den meine Nase bevölkern und für geschwollene Lymphknoten (ich dachte ja schon, ich hätte Brustkrebs...), Zahnschmerzen, Kopfweh und - naja, sagen wir - sehr gelben Nasenrotz (Grüße an David ;-) gesorgt haben... Auch das gab sich wieder von alleine.
Aber seit heute habe ich wieder tierisch Halsweh. Mir gehts insgesamt eigentlich nicht schlecht. Aber irgendwie kommt mein Immunsystem nicht in die Gänge...In den Ferien wird's sicher wieder.

3) Judo-Turnier

Letzten Freitag hatte Joshi sein erstes Judo-Turnier. Die Kids wurden in Gruppen à 4 Kinder eingeteilt und mussten jeweils 3 Kämpfe zu je 1 Minute "Kampfzeit" bestreiten. Joshi machte das alles ganz gut... Bis er gegen das größte Mädchen in seiner Gruppe antreten musste. Er war ja eh schon in der größten Gruppe seines Alters. Aber dieses Mädel war einfach nur riesig... Naja, die Gute hat mein Moppelchen innerhalt von 20Sekunden 2x übelst umgelegt und beim 2. Mal ging er dann theatralisch zu Boden und fing das Weinen an (dasselbe geschah bei dem Mädchen übrigens in allen Begegnungen. Das arme Mädel, kann ja nix dafür, dass sie schon so groß ist^^). Nun denn, erst mal habe ich abgewartet, wie es meinem Sohnemann weiter ergeht. Aber er brach den Kampf ab und war am Boden zerstört.
Ich ging nach ein paar Minuten, in denen er sich nicht beruhigte, dann doch zu ihm, weil er die tröstenden Worte der Franzosen ja nur teilweise verstehen konnte. Aber auch ich tat mich schwer, ihn noch zu motivieren. Er hielt sich ja bis dato für den stärksten und besten Judo-Kämpfer ;-) Ich hatte aber zufällig gesehen, dass alle Kids eine Medaille bekommen. Also konnte ich ihn damit motivieren, dass er ja nur noch einen Kampf machen müsse (das Mädchen war seine zweite Gegnerin gewesen, die erste Begegnung mit einem anderen Jungen war unentschieden ausgegangen), dann bekäme er auch eine Medaille.
Das lies sich mein Süßer nicht 2x sagen. Schon ging es wieder. Die dritte Runde ging wieder unab es also einen ersten und 3 zweite Plätze. Aber das ist ja auch nicht wichtig. Joshis Strahlen und Grinsen und Lachen und überhaupt über seine erste Medaille war so schön. Er war so glücklich und stolz und der Misserfolg gegen das Mädchen war fast vergessen.
Naja, nicht ganz. Tagelang sagte er immer wieder zu mir: "Mama, solche Kinder, die so stark sind, dass die mich besiegen, die HASSE ich." Aber wir kamen dann darauf, dass das Kind vielleicht schon länger traniert und halt einfach größer war... Die Medaille jedenfalls wurde 3 Tage lang nonstop getragen und präsentiert.

Judo bei Kindern zu beobachten ist herrlich. Gerade, wenn die beiden Kinder, die gegeneinander antreten, gleich stark sind. Eigentlich passiert dann für die erwartungvollen zuschauenden Eltern nicht viel: die Kinder schieben sich etwas hin und her, drehen sich vielleicht im Kreis oder zerren aneinander, immer darauf bedacht, nicht zu nahe an die Füße des Gegners zu kommen... Aber wenn man mal ganz genau hinschaut, dann sieht man, wie aus den anfangs bleichen oder nur dezent roten Bäckchen der Kinder immer rötere Backen werden. Wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbrechen. Mit hochrotem Kopf hat mein Mops die zwei unentschiedenen Kämpfe beendet. Ich konnte mir ja nicht verkneifen, ihn nochmal drauf hinzuweisen, dass es beim Judo darauf ankommt, den Gegner, im Rahmen der Regeln, auf den Boden zu bringen. Aber Mops entgegnete genervt: "Mensch Mama, ich war doch so stark! Ich habe so solle gedrückt und habe so arg gehalten! Ich war voll stark. Aber der Junge ist halt einfach nicht umgefallen!"
Der hochrote Kopf und die verschwitzten Klamotten ließen es mich glauben. Eine Minute lang Gegenhalten ist auch anstrengend. So haben wir also diesen Tag mit einem erfolgreichen "2. Platz" beendet. Das Foto zeigt Joshi direkt nach der Siegerehrung stolz mit seiner Medaille.

4) Wochenende, Anne und ihre Tochter


Das letzte Wochenende verbrachten wir ganz relaxt zu Hause. Da es geschneit hatte, wünschte Joshi sich eine Schneeballschlacht - nach seinen (langweiligen -.-) Regeln, die so aussehen: "Also, Mama. Erst werfe ich einen Schneeball, dann du. DU wirfst aber EHERST, wenn IHICH dich schon getroffen habe." Aaaaha. Nun, nach 30Minuten hatte ich darauf keine Lust mehr und machte mal eine etwas wildere Schneeballschlacht. Dann hatte aber leider Moppelchen keine Lust mehr ^^. Außerdem haben wir bei dem tollen Wetter Weihnachtsfotos gemacht. Die sind so schön geworden! Wir haben den ganzen Tag draußen verbracht, weil es einfach so herrlich war. Und menschenleer. Vielleicht geht man in Straßburg bei Schnee und Sonnenschein mit seinen Kindern nicht im Park spazieren...
Abends telefonierte ich mit Anne, einer anderen AE-Mama aus Straßburg. Ihre Tochter geht mit Joshi in die Klasse. Der Grund war, dass ich ja am folgenden Donnerstag Hebräisch Prüfung hatte und die ging um 8Uhr los. Da die Schule aber erst um 7:45Uhr aufmacht und es von der Schule in die uni ca. 3km duch den Berufsverkehr sind, hätte ich es niemals pünktlich geschafft. Da man nun ja im Laufe der Jahre lernt, sich und das Leben mit Kind zu organisieren, habe ich mich an Anne erinnert, die ich bei einem Schulauflug von Joshis Klasse mal kennengelernt hatte (da gehen immer Eltern als Betreuer mit). Da ich aber keine Nummer von ihr hatte, bat ich Friederique, Joshis Maîtresse (=Erzieherin), sie doch mal anzurufen und ihr meine Telefonnummer zu geben. Das klappte sehr gut. Anne schrieb mir also eine SMS und ich rief sie an. Sie meinte gleich, dass das kein Problem sei und ob wir am Sonntag nicht mal zu ihnen kommen wollen, damit Joshi sie kennenlernt. Immerhin muss er ja am Donnerstag zu ihr und mit ihr in die Schule. So sind Joshi und ich dann am Sonntag zu Anne zum Crêpes-Essen gegangen. Die Kids haben sich supergut verstanden und Joshi war, glaube ich, das erste mal so richtig glücklich, eine Freundin zu haben. Als wir gegangen sind, hat er geweint, weil er bei seiner neuen Freundin bleiben wollte.
Mit Anne habe ich mich supergut verstanden und wir haben gleich noch für die folgende Woche was ausgemacht (Achtung: chronlogisch sind wir immer noch beim LETZTEN Wochenende ;-). Es tut so gut, dass ich hier endlich außerhalb der Uni auch Kontakte knküpfen kann! Und Anne ist eine richtig tolle Frau. Sie hat uns gleich zum "Urlaub auf dem Lande" bei ihren Eltern eingeladen. So allmählich wächst also das Netzwerk und erste Freundschaften bahnen sich an. Bei AE-Mums, habe ich den Eindruck, gibt es sowas wie einen unausgesprochenen Codex: es wird geholfen, wenn es nur irgend geht, auch wenn ich dafür selber ein "Opfer" bringen muss als Helfende. Das ist echt schön und bei Anne war und ist es selbstverständlich.


5) Hebräisch

Hebräisch lief gut. Joshi habe ich, wie ausgemacht, um 7:30Uhr zu Anne gebracht und fuhr dann mit dem Rad "gemütlich" in die Uni. Den Piel kann ich jetzt nicht mehr sehen nach all der Lernerei. Zu wissen, dass das ja erst der lächerliche Anfang ist, motiviert mich riesig... :-/ Aber hat auch was, das Hebräische. Und nach der Meinung unseres Dozenten ist das alles sowieso ganz einfach, wenn man nur lernt. Also kann ja nichts schief gehen.

6) Vive l'École

Diese Woche hat Joshi das erste Mal gemotzt, als ich ihn von der École abgeholt habe. Es ist so, wie ich in den vielen Berichten gelesen habe: Nach 3 Monaten ist es, als sei ein Schalter umgelegt. Und das scheint bei Joshi auch grad so zu sein. er will Di und Do unbedingt länger bleiben zum Französischunterricht und auch sonst freut er sich auf die École, erzählt von Freunden (überhaupt erzählt er viel mehr von der École in letzter Zeit), weint nicht mehr eine Träne und ferut sich auf Januar, wenn er aufgrund meines Stundenplans auf jeden Fall 2x/Woche bis 17Uhr in der École bleiben "darf".
Ich hatte ja schon via FB geschrieben, dass er unterdessen bis 20 rechnet, alle Buchstaben (noch mit der falschen Stifthaltetechnik - aber immerhin) schreiben kann und das Lesen anfängt. Das ist hier so angelegt. Die Kinder haben einen richtigen Stundenplan und jeden Tag lernen sie das Alphabet (in 3 Sprachen: Französisch, Deutsch, Englisch) und die Zahlen. Es werden die fehlenden Kinder gemeinsam berechnet ("wieviele Kinder sind es, wenn alle da sind? Wie viele sind wir heute? Wie viele fehlen also?). Zur Zeit hängt an der Tafel ein Plakat mit Singvögeln, die die Kids nun kennenlernen. Und, und, und... Das ist schon echt der Hammer und meiner Meinug nach echt übertrieben. Joshi mag das. Aber nicht alle Kinder sind wie Joshi! Jeden Tag basteln, still sitzen... Also die Kinder gehen auch raus, aber selten mehr als 45 Minuten am Stück. Und über die Schönheit des Pausenhofes, der nicht gerade zu kreativen Spielen einlädt, habe ich ja schon ganz am Anfang berichtet (alles betoniert, 2 Spielhäuschen, ein Klettergerüst, 2 Wippen und 3 Bäume, die nicht angefasst werden dürfen. Das ist alles für rund 100 (!) Kinder (die École hat isg. 6 Klassen).
Ich habe außerdem erfahren, dass über jedes Kind eine Akte geführt wird, in die die Eltern KEINE Einsicht haben. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ich selbst noch nicht recherchiert habe und alles, was ich darüber momentan schreibe, nur das ist, was ich mündlich von anderen Eltern erfahren habe. Ich werde mich bei etwas Zeitpuffer mal kund tun, ob das wirklich stimmt). Diese "Benehmens-Akte" geht dann direkt an die Lehrerin der École élémentaire (=Grundschule) weiter und jedem, der schon mal was vom Pygmalion-/Rosenthal-Effekt und von der Self-fulfilling Prophecy gehört hat, sollte es da die Nackenhaare sträuben. Wie kann man Kinder in dem Alter schon beurteilen! Und die Eltern wehren sich nicht?! Für mich gibt es da momentan noch zu viele Fragezeichen... Ich muss über dieses Schulsystem noch viel lernen und in Erfahrung bringen.

7) Zivilcourage

Gestern auf dem Weg ins Training wurde ich Zeugin einer Zivilcourage, wie ich sie hier nie erwartet hätte. Ich wartete an der Bushaltestelle (auch Tram-Haltestelle). Eine Tram in die Gegenrichtung hielt an und ein Mann und eine Frau "kamen" heraus. Vielmehr war er so, dass der Mann die Frau schubste, schlug, zerrte und die Frau schrie und weinte. SOFORT (!!!) gingen ALLE jungen Männer, die dabeistanden, dazwischen, trennten das "Paar" und kreisten den Mann ein, drängten ihn die die Tram zurück. Ca. 8 Männer hielten ihn in der Tram in Schach, weitere 20 Männer (es war grad Berufsverkehr-Zeit, daher so viel los!) blockierten die Türen, damit der Herr nicht entkommen kann. Einige Frauen kümmerten sich um das Opfer, einige rannten zum Schaffner und orderten Hilfe. So viel Zivilcourage, Eintreten und Solidarität in so kurzer Zeit habe ich noch nie erlebt und hat mich echt beeindruckt. Keine 5 Minuten später war die Polizei da und schritt ein. Und dann kam mein Bus. Aber dieses Szenario hat mich echt beeindruckt. v.a. das Bild der 20 die Türen blockierenden Männer...
Straßburg ist anscheinend nicht nur agressiv (wie ich es schon von so vielen Leuten hier gehört habe)! Es tut gut, so viel Hilsbereitschaft zu erleben.

8) Grüße heute an meine liebe Schwester Lola, die mir immer online einen sooooo schönen Adventskalender schickt (acuh wenns ursprünglich für Yogo war ;-). Ich backe dir an Weihnachten einen Kuchen, den du dann ROBOTETEN (insider) kannst :)

9) Sprachblüten
(FB-Freunde kennen sie schon - FB ist sozusagen mein Merkzettel für Sprachblüten ^^)

Ich lese Joshi vor: "(...) Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen."
Joshi: "Mama! Die Mama vom Jesus macht das ja auch mit den Herznachrichten!"

KEINE SPRACHBLÜTE, aber eine nette Episode: Manchmal sind Mamas auch fies: Joshi hatte Verbot, Smarties zu essen. Ich erwische ihn trotzdem mit einem Smartie in der Hand und will schon loslegen. Da schaut er mich an und meint: "Aber Mama, der ist doch für dich!" Ich: "Oh, da freue ich mich aber vielen Dank!" Ich würge das Ding also runter und tu so, als ob es herrlich schmeckt. Manchmal sind Mamas einfach fies. Flunkern muss aber auch "bestraft" werden ;-)

Ich: "Joshi, jetzt HÖR AUF, micht zu ärgern!"
Joshi (weinerlich): "Aber Mama, da kann ICH doch nichts dafür! Das ist einfach in mir DRIN, da MUSS ich dich halt ärgern. Jetzt hör auf zu schimpfen, ich kann da ECHT nichts dafür!"

Ich habe Joshi vor ca. 2 Wochen erklärt, was eine Moschee ist und dass Muslime nicht an den christlichen Gott glauben, sondern an Allah. Grund war, dass er ziemlich beeindruckt von der neuen "Grande Mosquée" hier in Straßburg war und mich fragte, was das für ein Haus sei. Gestern, als wir an der Moschee vorbeiliefen sah er, dass drinnen Lichter brennen und meinte: "Mama, schau mal, die Leute, die nicht an den lieben Gott denken, sind auch schon da."


Dienstag, 4. Dezember 2012

Wir leben noch...

... nur hatte ich einfach keine Lust, am WE was zu schreiben. Und das hat folgenden Grund...

Tabea, Annina und Kai waren am WE da und es war ein so herrliches Wochenende! Es hat so gut getan, mal wieder (echte) Freunde um sich zu haben. Natürlich habe ich hier in Straßburg unterdessen auch "Freunde", aber ich denke, ihr wisst, wie ich das meine, wenn ich "echte Freunde" schreibe.
Bea kam schon am Donnerstag. Joshi hat sich vielleicht gefreut (und ich erst!). Es war schon wirklich ein schönes Gefühl, sie mal wieder zu sehen. Und auch ein seltsames, denn sie ist ja jetzt "fertige" Ärztin :) Jaja, Frau Doktor... Sie brachte uns allerhand wichtige Dinge aus Dtl. mit: Adventskalender! Vielen Dank nochmal! :)
Während Joshi am Freitag dann in der École war, haben Bea und ich Straßburg unsicher gemacht. Aber "erfolgreich" waren wir nicht. Wie es halt immer so ist, wenn man sich vornimmt, Weihnachtseinkäufe zu machen... Abends waren wir noch im Judo, wo mein kleiner Mops - Bea ist meine Zeugin! - mal wieder sein ganzes schauspielerisches Können zeigte und sich nach einem kleinen "Kopf-Anstoßer" die letzte viertel Stunde nicht mehr beruhigte und am Rand saß... Ich war vielleicht wütend über so viel Wehleidigkeit ;-) Aber man muss ja mal ausprobieren, ob man dann mehr Aufmerksamkeit bekommt, wenn man heulend am Rand sitzt. Der Trainer geht damit aber sehr souverän um. Er schaut, ob den Kids was weh tut, ob es ernst ist und wenn nicht, setzt/stellt er sie einfach wieder zu den anderen. Wenn die Kids dann nicht wollen (so wie Joshi...), dann setzt er sie einfach ein paar (oder auch mehr) Minuten an den Rand. Ich habe das Getue auch ignoriert... in mir hat's aber gekocht... Ihr kennt mich ja.

Abends kamen dann Annina und Kai noch dazu und wir haben den ganzen lieben langen Abend gequatscht über dies und das. Am Samstag haben wir uns nach einem sehr ausgiebigen Frühstück (Baguette, Croissant) aufgemacht zu den vielen Weihnachtsmärkten, die hier in der Stadt überall verteilt sind. Straßburg ist ja die "große Konkurrenz" zu Nürnberg und nennt sich "Capitale de Noel" (Weihnachts-Hauptstadt). Es ist aber auch herrlich, fast schon kitschig, wenn man durch die Gassen der Altstadt schlendert (am WE lässt man sich auch mal schieben...) und alles ist schön beleuchtet und geschmückt. Zu Mittag musste natürlich eine Tarte Flambée gegessen werden (da habe ich meine Gäste quasi erpresst ;) ). Den ganzen Tag war ich außerdem noch auf der Suche nach einem Adventskranz, hab diese Suche aber dann irgendwann vergessen und habe dann Abends von Annina und Kai einen geschenkt bekommen, sodass wir am Sonntag früh dann ein Adventslichtlein hatten. MERCI! Den Nachmittag haben wir dann zu Hause noch Kaffe/Tee getrunken und Kougelhopf gegessen. Dieses Ding sieht so aus, wie ein Marmorkuchen, ist aber ein Hefeteig. (was ich bis dahin noch nicht wusste *schäm*). *lecker*   Leider sind die beiden am Samstag Abend schon wieder heimgefahren...
Bea brachten wir dann Sonntag früh zum Zug. Joshi hat ja fast ein Tränchen geweint. Er hat seinen Bea schon sehr lieb! Und Annina natürlich auch (und Kai ist auch schon angenommen ;-). Ihr dürft alle gerne wiederkommen!

Am Sonntag Nachmittag hatte dann Debora, die mit mir Theologie studiert, die tolle Idee, Schlittschuhlaufen zu gehen. Das Eisstadion ist hier in Straßburg ziemlich zentral und so waren Joshi, Debora und ich noch 2 Stunden in der Eishalle. Joshi hat sich - im Vergleich zum letzten Jahr - echt gut angestellt. Und ich erst ;-) (Es lebe der beste Eislauf-Leher aller Zeiten... M.S. :D) Hat ziemlich Spaß gemacht, zumal ich mich nicht immer bücken musste, weil Debora und ich Joshi ja gleichzeitig halten konnten. War echt entspannt und wird sicherlich wiederholt.

Am Sonntag Abend begann sich dann das Halsweh und somit eine miese, fiese Erkältung anzukündigen. So blieb ich gestern zu Hause, weil ich trotz Strumpfhose und 2 Pullis fror und Gelenkschmerzen hatte. Ich hasse das! Heute ging's dank Ibu und Otriven schon wieder. Hoffe nur, dass Joshi gesund bleibt! Uni ist nur noch 2 Wochen, dann sind ja Ferien und nach den Ferien schon die Prüfungen. Hebräisch ist sogar noch vorher... Die nächsten Tage stehen also ganz im zeichen des Althebräischen. Besser gesagt die Abende :D Aber das wird schon. Da der Stoff noch überschaubar ist (5 von 15 Lektionen abgeschlossen) mache ich mir jetzt um das bestehen keine Sorgen. Im Sommersemester wird es abenteuerlicher... (da kommen dann die nächsten 10 Lektionen auf uns zu). Hab ich schon mal erwähnt, dass die Prüfung hier komplett ohne Wörterbuch UND mit einem unbekannten (= noch nie im Kurs übersetzten) Text bestritten werden muss? Wenn das der liebe Herr K. mal nicht anerkennt, dann weiß ich ja auch nicht... Nun denn, ich muss ja erst mal bestehen :D Aber ich habe das Angebot bekommen, dass ich, wenn ich möchte, auf Deutsch übersetzen kann *freu*. Das werde ich allerdings im Sommer erst entscheiden.
Heute ganz liebe Grüße an Franzi K. ich hoffe, wir sehen uns bald wieder! Vermisse unsere Kletter-Abenteuer und Diskussionen!


Diese Woche gibt es allerhand Sprachblüten. Diejenigen, die auf FB sind, kennen sie schon ;-)



Jetzt hat mir Magalie (Baby-Sitterin) den Rang abgelaufen ^^. Joshi vor eienr Woche zu mir: "Mama, wann bleibst du mal länger weg, wenn ich so viel Spaß habe?" ;)

Joshi: "Mama, wenn ich singe darfst du nicht singen weil wenn du singst wenn ich singe, dann vergesse ich, was ich singen wollte." (wie kann ein Vierjähriger so einen Satz in seinem kleinen Kopf bilden?!)

Joshi über die Kathedrale in Straßburg: "Mama schau mal, die Kirche lebt mit einem Turm! Und die andere große Kirche lebt mit 2 Türmen!"

Wir (Bea, Annina, Kai, ich) genießen einen Glühwein, Joshi heißen O-Saft am Weihnachtsmarkt.
Ich: "Und Joshi, wie geht es jetzt deinen kalten Füßen?"
Joshi: "Ja Mama, der Saft geht doch nicht durch die Beine..."

Ein Traum, den Joshi im Bett früh Tabea erzählt hat (die beiden haben in einem Bett geschlafen. Ich bin aufs Sofa ausgewandert ;-): "Bea, ich habe heute nacht geträumt, dass Jesus vom Kreuz aufsteht und rumläuft..."