Dienstag, 4. September 2012

Ça s'est passé bien :-)

Der erste Tag in der École maternelle. Ich bin so stolz auf meinen kleinen Helden. Wir kamen um kurz vor 7:45Uhr mit einer Traube von anderen (neuen) Eltern am KiGa an und warteten erstmal auf die Öffnung... Da gibt es eine richtige Schulglocke, die zu den Bring-, Essens- und Abholzeiten eine Melodie spielt. Eben wie in einer richtigen Schule. Dann ging die Suche nach Joshis Gruppe los. Aber da Joshi gleich in der ersten Gruppe nach dem Eingang ist, war das Namensschildchen schnell gefunden. Die erste Lektion: die Kinder dürfen mit Straßenschuhen in den Gruppenraum. Hausschuhe nur im "Spielzimmer", wo sie auch auf dem Boden rumspielen dürfen. Dann eine herzliche Begrüßung durch die Gruppenleiterin, deren Namen ich, wie könnte es denn anders sein, mir nicht merken konnte (ich sollte dringend an meiner Achtsamkeit arbeiten...). Nochmal einige Formulare ausfüllen (mit wiedermal vielen Wörtern, die ich nicht kannte), einige Erklärungen und erstes Umsehen. Wie spannend!
Die Räume hier ähneln wirklich einer Schule! Viele Tische zum Beschäftigen, eine Tafel, vor der Bänke standen... Die Kinder machen gemeinsam ein zweites Frühstück (aber zum Glück kein Esszwang) und gehen zum "Toben" entweder in den "Salle de Jeux" oder in den Hof. Ja, "Hof" ist hier das richtige Wort, denn von "Garten", so wie ich es aus Erlangen kenne, kann hier nicht die Rede sein. Es ist ein richtiger, kleiner "Pausenhof", geteert, mit aufgemalten Hüpfspielen, 2 Klettergerüsten (die mit einer Art Tartan am Boden "gepolstert" sind), ein paar andere Spielsachen und 3 Bäume... Aber wir haben ja nicht vor, die Wochenenden auch dort zu verbringen. Für Wald und Wiese wird dann viel Zeit sein ;-)
Aber zurück zum Anfang. Nachdem ich also alle Wörter auf dem Formular geklärt und es ausgefüllt hatte, noch der Hinweis, dass Joshi noch nicht Französisch reden kann, aber die Erzieherin war ganz relaxt. Joshi verriet mir später auch, dass sie wohl versucht hatte, Deutsch zu reden, er es aber nicht verstanden hatte ;-)
Joshi hatte unterdessen den Gruppenraum erkundet uns wollte mir gleich alles zeigen. Also eine kurze (Ein)Führung in den neuen Raum, dann war schon Abschied angesagt. "Tschüüüüüüüss Mamaaaaa!" sagte er in seiner typischen Art (ich hatte ja fast ein Tränchen in den Augen...) und dann ließ ich den KiGa auch schon hinter mir. Kein Winkefenster, keine anderen Kinder, die begeistert mitwinken... :-( Aber: andere Länder/Städte, andere Sitten... Fängt schon beim KiGa an.
Nachdem Joshi zum Essen noch nicht angemeldet war und somit erst ab nächster Woche mitessen kann, holte ich ihn schon um 11:30Uhr wieder ab. Das war vielleicht süß! Alle Kinder saßen brav auf den Bänken vor der Tafel und warteten auf die Eltern. Die Erzieherin rief jedes Kind auf, das abgeholt wurde... "Joshua, ta maman..." Da rannte er schon freudestrahlend und überhaupt kein bisschen frustriert auf mich zu, umarmte mich und war sichtlich stolz (und ich erst...). Die Erzieherin erkannte wohl an meinem Blick, was ich fragen wollte und sie meinte sofort: "Ça s'est passé bien" :-) Wie froh ich war!
Zum "Festtag" wünschte sich mein Moppelchen Spaghetti mit Hackfleischsoße. Ein teures Vergnügen, hier in Frankreich... Fleisch ist abartig teuer. Das Kilo Hackfleisch zwischen 11 und 20 Euro, je nachdem wo man es herhat. Aber hier lernen wir eben dann, Fleisch vielmehr zu schätzen. Also ab zum Metzger, wo ich ein nettes Pläuschchen über die deutsch-französische Freundschaft mit der Verkäuferin hielt, dann ab nach Hause. Kochen und Kind versorgen, der erst mal gar nicht so viel erzählte. Es kam im Laufe des Tages in Brocken immer mal wieder hervor, was er heute so erlebt hatte. So erfuhr ich von einem Freund, den er gefunden hatte, von dem er aber nicht wusste, wie er hieß, weil mein Moppel sich nicht getraut hatte zu fragen. "Mama, das war gar kein Problem. Ich habe auf Deutsch mit ihm geredet und er auf Französisch. Ich glaube, er hat mich verstanden!"
Außerdem erfuhr ich, dass die Erzieherin wohl Deutsch mit ihm versucht hat zu reden, Sohnemann es aber nicht verstanden hat. Irgendwann später berichtete er dann auch noch von 3 Geschichte, die die Erzieherin wohl vorgelesen hat. Und dass die Puzzels, die in dem Gruppenraum vorhanden sind, viel zu "baby-einfach" und langweilig sind.
Mit seinem Freund hat er im Hof wohl auch Fangen/Verstecken gespielt "...und ich hab ihn immer gefunden, Mama, und er mich."
Das war alles, was ich heute aus ihm herausgekitzelt habe. Aber ist ja auch genug für den Anfang. Bin gespannt, wann er es das erste Mal wagt, Französisch zu reden...

Nachmittags kam dann unsere (neue) Baby-Sitterin zu Besuch. Magalie ist 19 Jahre und macht gerade eine Ausbildung zur Kinderpflegerin (oder sowas ähnliches, hab vergessen, wie das auf Französisch genau heißt). Sie machte einen sehr vernünftigen Eindruck und wird also den Mittwoch übernehmen. Joshi wollte gleich  mit ihr spielen und mit ihr eine Wanderung an den Fluss machen :-) Wenn der Mittwoch dann betreuungstechnisch anders geregelt ist, wird sie noch an 2 Abenden babysitten. BIN ICH FROH, DASS AUCH DAS GEKLAPPT HAT!
Joshi fand sie auch toll und so geht ein wunderbarer Tag zu Ende, an dem wir wiedermal soooo viel geschafft haben. Es geht immer noch ein bisschen weiter... DWK würden sagen: Alles ist gut, SOLANGE DU WILD BIST!

Manchmal frage ich mich schon, ob diese Ausgeglichenheit, die Joshi mit seinen 4 1/2 Jahren an den Tag legt, noch "normal" ist. Er macht das alles mit und es ist ok für ihn. Keine Traurigkeit (nur seinen Papa und die Großeltern vermisst er), kein Trotz, kein "Ich will das nicht"... Ich bin so dankbar, dass ich ihn habe!

Heute mal gaaanz liebe Grüße an Tino, weil ich immer an ihn denken muss, wenn Joshi DWK anschaut (und nicht nur dann).
Bis bald!

PS: noch 2 Sprachblüten von Joshi heute
- "Mama, sprechen Karies und Baktus in meinem Mund jetzt auch Französisch?"
- "Mama, der Körper ist ein gutes Teil!" (...weil wenn 'ne Stechmücke sticht, macht er alles wieder neu)

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