Dienstag, 19. Februar 2013

Allein

Es ist ein erstaunlich entspannendes Gefuehl, allein zu sein. Zumindest fuer ein paar Tage. Heute frueh habe ich mich dabei ertappt, wie ich in die Richung zu Joshis Bett (wir schlafen ja in einem Zimmer) "Guten Morgen!" rufen wollte, so wie ich es immer mache, bevor ich aufstehe. Aber dann habe ich ueber mich selbst geschmunzelt und noch ein Weilchen vor mich hin gedoest. Ganz in meinem eigenen Tempo bin ich dann aufgestanden, habe mir meinen Kaffee gemacht und habe es dann letztendlich doch fast geschafft, zu spaet zu kommen. Aber eben nur fast.
Die vielen von Joshi gemalten Bilder, die ueberall in der Wohnung haengen, sorgen jedenfalls dafuer, dass ich ihn ab und an sehr vermisse. In so ganz kleinen Augeblicken. Aber mit Ablenkung durch Uni und andere schoene Dinge geht es dann und ich komme mir fast ein wenig vor, als haette ich Urlaub. Es ist erstaunlich, welche innere Ruhe sich doch einstellt, wenn der Tag nicht ganz so verplant ist. Ich weiss Joshi bei seinem Papa gut aufgehoben und somit kann ich mich auch entspannen. Das ist ja auch nicht selbstverstaendlich, wenn Kinder auf Reisen sind: dass man sich einfach so entspannen kann. Aber Papa macht das schon und wird vielleicht auch feststellen, dass "Alltag" mit Kind (moment: er hat Urlaub... ist gar kein echter Alltag - ist aber auch besser und schoener so fuer Joshi!) nicht ganz so einfach ist, wie er immer meint. Hab mir das das eine oder andere Mal ja schon anhoeren duerfen: dass Alltag mit Kind doch auch nicht viel anders ist als allein, dass das bisschen rumfahren zum KiGa und wieder abholen ja nicht so schlimm seien... Ich habe mir abgewoehnt, auf solche Aeusserungen zu reagieren... Ich glaube auch nicht, dass Joshis Vater das ernsthaft glaubt :-D Das sind so die kleinen Aergereien, die man sich so gegenseitig sagt... Ich kann ja immerhin auch noch nicht nachvollziehen, was es heisst, voll berufsteatig zu sein...
Nun sitze ich in der Bib und sollte lernen, aber lieber berichte ich euch ein wenig, wie es mir so geht. Gluecklich bin ich immer noch und gut drauf. Ist schoen, sich wieder mal als Sassa kennenzulernen und nicht immer (nur) als "Mama von Joshi"... Einfach schoen und ich wuensche jeder AE-Mama einen Ex, mit dem man halbwegs klarkommt, der sich gut um das Kind/die Kinder kuemmert und sie liebt. Dann kann man sich in solchen freien Zeiten naemlich zuruecklehnen und geniessen. Nebenbei lerne ich das Loslassen auf eine neue Weise und ich stelle fest, dass es gar nicht so schwer ist. Mit den Jahren faengt man naemlich an (und das geschieht unbewusst), sich durch sein Kind zu identifizieren, duch seinen Status als "Eltern/Mutter". Vieles entschuldigt man auch damit, dass man ein Kind/Kinder hat. Vieles natuerlich auch zurecht! Ich moechte auf keinen Fall sagen, dass es generell so ist, dass Eltern, wenn etwas nicht stimmt, immer und automatisch ihre Kinder vorschieben. Aber ich stelle fest, dass ich die Unachtsamkeit in erster Linie im Hinblick auf mich selber, darauf schiebe, dass ich ja Mama bin und deswegen und ueberhaupt vieles nicht machen kann, was andere koennen. Bei vielen Dingen ist das sicher, wie schon gesagt, auch so. Muedigkeit und Zeitdruck (und das alles haben nicht nur AEs!!!) machen es auch schwer, da muessen Prioritaeten gesetzt werden.
Aber an solchen Tagen wie zur Zeit, an denen ich mal Zeit FUER MICH habe, merke ich, dass es doch gar nicht so schlecht ist, sich auch mal um sich selbst zu kuemmern, sich ein wenig zu verwoehnen, unabhaengig zu sein und keine Ausreden mehr suchen zu muessen. Ich lasse los und stelle fest: wow, es gibt doch tatsaechlich noch ein anderes Leben.
Bevor sich die Gemueter erhitzen: ich liebe meinen SOhnemann ueber alles und er ist ein sehr grosser Teil von mir! Aber die Tage ohne ihn kann ich geniessen und ich denke, dass 1,5 Tage auch eine Zeitspanne ist, von der ich sagen darf: ich vermisse Joshi kaum! Ich bin auf die naechsten Tage gespannt. Was mich interessieren wuerde: nach wieviel Zeit vermisse ich meinen kleinen Prinz so sehr, dass ich es nicht mehr aushalte? Ich wuerde das zu gerne testen. Eine Woche, zwei??
Das ist naemlich die Kehrseite: ich mache mir selber ein shlechtes Gewissen, weil ich Joshi NICHT/WENIG vermisse... und wenn ich ihn bis Sonntag nicht wirklich vermisse, dann komme ich mir schlecht vor, das weiss ich jetzt schon, auch wenn das Quatsch ist. Aber so ist das eben: eine Mutter hat ihr Kid zu vermissen, wenn es nicht da ist. Oder nicht? Selbstauferlegte Norm oder Tatsache? Keine Ahnung. Aber bis ich mir am Sonntag ein schlechtes Gewissen mache (n darf), geniesse ich die Zeit hier als Studentin :)
Bis die Tage, ihr lieben!!

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