Dienstag, 15. Januar 2013

Langweilige Tage

Zum Thema "Weglaufen" bin ich immer noch nicht weitergekommen. Zumindest nicht so, dass es sinnvoll darzustellen wäre. Daher zum allwöchentlichen Bericht...

WASSERABENTEUER

Am Wochenende waren Joshi, Kristin (studiert mit mir Theologie) in Sélestat zu einer Wanderung im Illwald. Der Wald nennt sich auch "forêt noyée", doch ich wusste nicht, was "noyée" bedeutet, mir war es auch egal, da die Streckenbeschreibung ganz nett war. Das sollte sich als Fehler herausstellen.
Wir fuhren um 9Uhr los, damit wir was vom Tag haben sollten.Was herrlich begann, endete nach der Hälfte der Strecke mit einem kaum zu überwindenden, überfluteten Wanderweg. Aufgeben gilt nicht, schon gar nicht nach der Hälfte der Strecke (immerhin 6km). Wir machten uns also dran, Baumstämme zu sammeln, sanken knöcheltief in den Schlamm ein, fielen auf unseren Hintern und müssen ein ziemlich ulkiges Bild abgegeben haben. Das war echt Erlebnispädagogik live. Nach ca 20 Minute hatten wir eine erste Brücke gebastelt. Ich kam mit meinen Trekkingschuhen und dem Halt an den über die Brücke ragenden Ästen noch ganz gut über den glitschigen Stamm. Aber Kristin rutschte leicht ab und ließ es nach 2 Versuche lieber aus Angst, ins Wasser zu fallen. Das Problem war, dass ich kaum wieder zurück konnte mit dieser Einwegbrücke. Kristin wollte auch unbedingt weiter. Joshi sah die ganze Zeit irritiert zu und ließ ab und an einen seiner belehrenden Kommentare ab, was und aber nicht störte, da wir so beschäftigt und konzentriert waren. Nach weiteren 10 Minuten stand eine neue Brücke, über die wir Joshi dann gemeinsam drüber brachten. Dann war Kristin an der Reihe. Doch leider stellte sich der stabil wirkende Baumstamm als ziemlich morsch heraus und Kristin fiel knietief ins Wasser...
Was für ein Schreck! Nass, matschig, unwegsam, getrennt... Mir tat sie so leid! 6km hinter uns, 6km vor uns, getrennt durch einen Bach der ohne noch einmal nasse Füße zu bekommen schier unüberwindbar schien... Der Witz ist nun, dass sowohl Kristin als auch ich vergessen haben, wie sie dann eigentlich über den Bach drüber gekommen ist. Fakt ist: sie hat es irgendwie geschafft und wir setzten unseren Weg fort. Die Arme Kristin nass bis zu den Knien, aber wir hatten ja keine Wahl. Nun hatte ich die Bedeutung von "forêt noyée" auch verstanden. Nämlich: "ertrunkener Wald". Tja... wieder was gelernt... Es ist durchaus sinnvoll ALLE Wörter eines Textes zu verstehen :D
Der Weg ist ja an sich echt herrlich schön - im Sommer. Aber auch nach unserem "Abenteuer" (Joshi war übrigens begeistert!) war es dann auch wieder besser. Wir wanderten - sehr zum Nachteil von Joshi - sehr zügig die zweite Hälfte. Ohne Pause, ohne zu essen und ohne zurückzuschauen. Ich hatte einfach nur Angst um Kristins Gesundheit. Gegen Ende war Joshi den Tränen nahe: er war müde und hungrig. Es war das erste Mal, dass er 13km ohne größere Pause durchgewandert ist. Am Bahnhof in Sélestat setzten wir uns in die Wartehalle und tauten uns erst mal auf, v.a. Kristin.
Insgesamt war es ein echt schöner Tag, außer unser Wasserabenteuer. Und Kristin ist zum Glück auch nicht krank geworden. Auf jeden Fall war es nicht die letzte Wanderung. :-) Das haben wir uns vorgenommen.

"LA MAÎTRESSE EST MALADE" (DIE LEHRERIN IST KRANK)

Am Montag dann sollte eigentlich wieder École sein. SOLLTE. Denn Joshis Lehrerin war krank und so wurden die Kinder der Eltern, die nicht arbeiten müssen, wieder heimgeschickt. So ein Mist! Anstatt dass die alle kurz anrufen! In Erlangen im KiGa gab es für solche Fälle eine Telefonkette. Sollte ich vielleicht hier auch mal vorschlagen. Die Kinder der berufstätigen Eltern wurden auf andere Klassen verteilt. Da hier in Straßburg momentan noch Prüfungsphase ist und somit noch keine Vorlesungen stattfinden, nahm ich Joshi also wieder mit nach Hause. Es folgten die langweiligsten Tage seit der Erfindung der Dosierung des Fernsehkonsums. Da ich viel lernen und arbeiten musste, war mein Kleiner gezwungen, alleine zu spielen, was er irgendwie gar nicht mehr kann. Echt schlimm! Er gondelt dann nur in der Wohnung rum und mault rum. Er spielt nicht oder so. Das höchste der Gefühle ist, dass er mal malt oder mit seinem Kinderlaptop spielt, den er zu Weihnachten bekommen hat. Aber da ich recht streng bin, mit allem was flimmert, war Laptop schnell vorbei, die Glotze haben wir gar nicht angemacht. Das ist auch für mich nicht leicht. Es wäre weitaus leichter, ihm einfach einen Film nach dem anderen einzulegen und einige Male war ich kurz davor. Aber ich hab das durchgezogen. Ich habe jedenfalls festgestellt, dass mein kleiner Mann seeehr schwierig zur Zeit ist. Frech, vorlaut... Woher er das nur hat ;-) So gerieten wir heute ziemlich heftig aneinander und als Folge haben wir (auf Joshis Wunsch hin) die Punkte-Raupe wieder eingeführt - mit neuen Regeln. Jedenfalls habe ich beschlossen, konsequenter zu sein. Wenn ich Joshi unter der Woche so wenig sehe, gebe ich Abends schneller mal nach, wenn er etwas möchte. Damit ist ab heute Schluss, sonst habe ich hier bald einen kleinen Pascha und ich nen Nervenzusammenbruch... Joshi hat seine Version des Streits heute via Skype seinem Papa erzählt. Ganz interessant, das ganze mal aus Kindersicht zu hören. Papa hat geschmunzelt.

SPORT

Für das neue Semester habe ich mich für Badminton, Turnen (das ich letztes Semester übrigens doch nicht mehr weitergemacht hatte aus Zeitgründen) und Klettern angemeldet. Damit ich wieder fit werde. Jaja, ich schäme mich für meinen Zustand. Nicht, was das Gewicht angeht (Joshi hält mich schon auf Trab), aber in Sachen Kondition etc. Gestern war schon Badminton und ich muss sagen: au Backe, was für ein Muskelkater! ICH MUSS WAS TUN! Mal sehen, wie lange ich die Nerven habe, alle 3 Sachen 1x/Woche durchzuziehen. Hier in Straßburg findet der Hochschulsport auch vormittags statt, deswegen kann ich dann doch die eine oder andere Freistunde mit Sport füllen. Wie schon geschrieben: mal sehen, wie lange ich mich aufraffen kann, dort hinzugehen...

HALBZEIT

Fast die Hälfte der Zeit hier in Straßburg ist vorbei. 5 Monate sind wir hier, 5 1/2 Monate kommen noch. Ganz ehrlich: das einzige, was mich nach Deutschland zurückzieht, ist das Sportstudium. Wenn mir nicht so viel daran liegen würde, würde ich die Zelte in Erlangen abbrechen und mein Studium hier beenden. 5 Monate ist viel zu kurz und ich darf an das Ende noch gar nicht denken :-(
Aber bis dahin wartet noch so vieles auf uns! Und mindestens einmal werden wir noch PARIS sehen, da freue ich mich besonders drauf.

GRÜSSE

Heute ganz liebe Grüße an Lilli. Einfach so, weil du halt du bist :-)
Und liebe Grüße an Jojo. Ich hoffe, du hast dein Gedicht aufsagen können ;-)

SPRACHBLÜTEN

Küchengespraeche...
Jo: "Mama, ich will bitte 10 Pfannkuchen!"
Ich: "Ich mache dir 7, ok?"
Jo: "8!"
Ich: "Vergiss es! 7 Pfannkuchen; und wenn du die nicht isst, dann schieb' ich dir den Rest zu den Ohren und zur Nase rein!"
 Jo (mit der trockenen Art, wie nur Kinder reden können): "Na, also, Mama... dahann musst du fei aber aufpassen, dass ich nicht wieder Nasenbluten bekomm'!"
Anmerkung: Er hat dann von den 7 Pfannkuchen auch "nur" 6 geschafft...

Flötenunterricht...
Ich: "Schau, Joshi, das ist ein Notenschlüssel..."
Jo: "Hä? Sperrt der wohl die Noten ab?!"


Jo: "Mama, kannst du dem lieben Gott von mir was sagen?"
Ich: "Kannst du ihm das nicht selbst sagen?"
Jo: "Na, Mama, der macht das nicht!"
Ich: "Was soll ich ihm denn sagen?"
 Jo: "Na, dass ich in der Schule nicht immer an den Probe-Feueralarm denke, dass ich da nicht immer Angst habe!"
 Da gehts schon los... Nicht alle "Bitten" werden erhört.


Joshi über eine Stelle aus "Allegro ma non troppo, un poco maestoso" (Op. 125; Beethoven)...
Jo: "Mama, das hört sich an wie eine Blume!"
Ich: "Ja? Stellst du dir bei schöner Musik immer was vor?"
    - Denkpause -
Jo: "Na, ich höre das und mein Körper macht dann, dass ich mir was vorstelle!"




2 Kommentare:

  1. *Ich freu mich schon sehr auf euch! Mirjam kann ja versuchen mit Joshi und Joke eine Brücke über die Ruhr zu bauen... wenn Joshi da jetzt schon Übung hat ;)

    AntwortenLöschen
  2. Haha, das ist gut, Frida! Aber der Bach, den wir überquert haben, war, glaube ich, etwas schmaler als die Ruhr ^^... Und Joshi kann noch nicht schwimmen...

    AntwortenLöschen