Donnerstag, 11. Oktober 2012

Arte Yourope, Gymnastique, Athlé, Platon...

So, nach 2 wirklich schönen Tagen mit dem Team von Arte Yourope ist es hier wieder ... langweilig :D Es war echt schön, mal so einen Dreh mizumachen, auch wenn es ja nicht gleich ein Blockbuster war, aber das ist ja dann das nächste Projekt, habe ich mit meinem Traum-Manager schon ausgemacht ;-) "Dream"-Works zahlt mir ja auch den Schauspielkurs.
Joshi hat es auch riesig gefallen. Er hat gar nicht den Kasper gespielt und war superlieb, durfte sogar mal durch die Kamera schauen und hat es genossen, dass mal Abwechslung da war.
Ach ja, ich habe ja noch gar nicht geschrieben, was es mit Arte-Yourope auf sich hat. Also das ist so eine Sendung von Arte (haha) und die haben eben in ganz Deutschland nach Studenten gesucht, die ins Ausland gehen, um darüber eine Reportage zu machen. Ein Teil dieser Reportage sollte auch über Eltern im Ausland gehen. Nachdem sich meines Wissens ganze 3 oder 4 Eltern gemeldet hatten, die dieses Semester im Ausland sind, hat sich die Redaktion für Joshi und mich entschieden (obwohl es "nur einmal kurz über den Rhein" ist) und so kamen wir also dazu, mal im Fernsehen zu sehen zu sein. Ich hoffe, dass das vielen anderen (auch alleinerziehenden) Eltern Mut macht, den Schritt ins Ausland zu wagen, auch wenn es schwer zu verwirklichen SCHEINT und die erste Zeit nicht einfach ist. Mal sehen, wie der fertige Film so wird.
Habe da vollstes Vertrauen in Esther, Johann und Thomas. Werde den Film dann hier verlinken :-) Danke euch dreien, dass ihr so geduldig mit mir wart :) Hat echt Spaß gemacht! Hier noch ein Bild vom Team. Mit Joshi habe ich leider keins... (ich Ego... hab ich vergessen)

Die Fragen von Esther über meinen Auslandsaufenthalt haben mich aber auch zum Nachdenken gebracht. Warum mache ich das? Was ist anders als in Deutschland? Was nehme ich mit? Was hat Joshua davon? Jetzt, wo das Abenteuer-Feeling etwas nachlässt und der Alltag (nachdem ich mich ja so gesehnt hatte) einkehrt, ist es gut, darüber noch mal nachzudenken und sich klar zu werden, dass der Aufenthalt keineswegs selbstverständlich ist.
All die Organisation, das Durchsetzen gegen andere Meinungen aus dem Umfeld, die Finanzierung (was bei mir ja zum Glück kein Problem ist), Wohnungssuche, Behördenkram... ... Ist es das wert? Gerade im Moment tut sich Joshi unheimlich schwer, weil er gerne mehr können möchte als er tatsächlich kann und deswegen ist er sehr unzufrieden, will nicht in den KiGa und erst recht nicht dort mittagessen. Jeder Abschied früh ist schwer und ich nehme mir viel Zeit für ihn, so gut es eben geht unter der Woche. Er ist wieder sehr anhänglich und sucht meine Nähe, schläft nachts bei mir und kuschelt ständig. Daheim beginnt er, einiges auf Französisch zu sagen. Einzelne Worte und kleine (sehr kleine, wenige) Sätze. Das ist ein gutes Zeichen. Aber da sein bester Freund (der ursprünglich auch nicht aus Frankreich ist) momentan nicht im KiGa ist, trägt das auch nicht dazu bei, dass er gerne dahin geht.
Der KiGa hier ist schon sehr wie Schule. Die Kinder müssen viel Basteln und richtig lernen. Buchstaben, Zahlen... Im Gruppenraum ist wenig Spielzeug und darüber beklagt sich Joshi auch ständig. Ab und an gehen sie in den "Salle de Jeux" (sowas wie eine Turnhalle), aber das ist nicht häufig (da 6 Gruppen im KiGa). Ich weiß noch nicht recht, ob ich diese Art von Pädagogik gut oder schlecht finden soll. Wahrscheinlich irendwas zwischendrin. Joshi ist halt das viele Spielen aus Erlangen gewöhnt, den schönen Garten dort und überhaupt das "Kind sein" und "Toben dürfen". Hier ist alles sehr diszipliniert und eben verschult. Das fällt ihm schwer. Ich versuch schon, ihm viel Abwechslung zu bieten und am WE unternehmen wir auch viel. Aber jeden Tag bis min. 16Uhr im KiGa ist auch ein langer Tag und eine Umstellung.
Was er nun davon hat?
Ich kann ja nur aus meiner Sicht davon sprechen. Er lernt eine neue Sprache, das ist eine super Sache, denn er lernt sie ja als "Ganzes" und nicht nur einzelne Liederchen oder Sprüche. Ich denke, dass er davon sein Leben lang profitieren kann. Er lernt ein anderes Land kennen (und ja, die kulturellen Unterschiede SIND zu merken, obwohl nur einmal kurz über den Rhein...) und damit auch andere Sitten. Er lernt eine andere Art von KiGa kennen und er lernt, sich damit auseinanderzusetzen. Er findet neue Freunde aus allen möglichen Ländern. Und er lernt, dass es selbstverständlich ist, dass fast alle Kinder lange im Kiga sind. Das ist gut für mich ;-)
Warum ich mich entschieden habe, das hier zu machen?
Ich wollte diese Chance nutzen! Joshua ist im besten Alter (2. KiGa-Jahr). Das ist das einzige Alter, wo es mir ohne "schlechtes" Gewissen möglich war, ins Ausland zu gehen. Wenn er in der Schule ist, ist es zu spät, da möchte ich Joshua nirgends mehr rausreißen und außerdem hat Papa da ja auch noch ein Wörtchen mitzureden. Aber auch Eltern  haben das Recht, sich mal durchzusetzen und Chancen zu nutzen, die gut sind für den Berufseinstieg. Kinder sind belastbar und mit 4 Jahren noch nicht zu fest an Freundeskreis etc. gebunden. Nach den Jahren mit Studium + Arbeit + Kind + Stress wollte ich einfach mal raus aus dem deutschen Uni-Trott, neue Eindrücke sammeln, neue Impulse bekommen.

In der Tat habe ich viel nachgedacht seit dem Interview mit Esther und nein, "ich bereue nichts" und fühle mich hier immer noch wohl! So allmählich bekomme ich nun auch in der Uni Anschluss, lerne die Leute dort besser kennen, gehe in den Unisport und in den Sportverein... Ja, es wird, wenn auch langsam, besser. Klar, die Abende allein sind nicht das gelbe vom Ei. Aber ich habe ja Magalie und ich hoffe, dass es die Finanzen ab November zulassen, dass sie 2x/Woche kommt.

Unisport... Ich habe Muskelkater. Montags Leichtathletik (Athlé) und Mittwochs Turnen (Gym Artistique). Einfach super... :) Der Leichtathletik-Kurs an der Uni besteht darin, erst mal 45 Minuten mit allen Möglichen Übungen zu laufen (inkl. Intervalle) und dann noch 30Min. Stabi-Training... Mein Bauch freut sich. Mittwochs der Turnkurs ist supertoll und echt gut für Anfänger. Momentan versucht sich die Gruppe am Salto rw, aber ich verspreche nicht, dass ich den nach dem Jahr kann ;-) Das große Ziel der Trainerin ist Radwende + Salto / Flick-Flack... Diejenigen, die mein Turnkönnen kennen, lachen sicher nun ^^ aber was nicht ist, kann ja noch werden. Jedenfalls herrlich, sich in einer Gruppe Gleichgesinnter wieder mal austoben zu können. Mein Vokabluar wächst auch unheimlich:

lancer = werfen
talon-fesse = anfersen
lâcher le javelot = den Speer loslassen
pas triple = Impulsschritt
un tour = 1 Runde
aller-retour = hin und zurück
... ... ...

Macht richtig Spaß so das Lernen. Fehler machen mir gar nichts mehr, die mach ich eh ständig also was soll's... Anfangs hatte ich immer Angst vor den Fehlern. Aber nicht reden ist ja auch keine Lösung. Unterdessen fang ich auch schon an Sätze zu sprechen, die halb Französisch, halb Deutsch sind... Joshi findet's sehr lustig und bekommt immer einen Lachanfall, wenn ich Deuzösisch spreche.

Jetzt kommt dann Elisa vorbei. Ich freue mich, mal Gesellschaft zu haben. Wobei die Theologen auch schon anfangen, nach Joshua zu fragen... Ich werde sie wohl alle mal einladen. Naja, nicht alle auf einmal. Aber bei durchschnittlich 15 StundentInnen pro Jahrgang (7,5/Semester) (wenn überhaupt) hab ich bald alle mal eingeladen, die ich schon kennengelernt habe.
Heute möchte ich ganz besonders Bea und Matze Grüßen. Bea hatte die letzten 3 Tage Examen und ich hoffe, dass alles gut gelaufen ist. Werd morgen anrufen, versprochen!!!!! HAB SO AN DICH GEDACHT!!!!

Sprachblüten heute mal wieder keine, weil Joshi momentan nicht so viel von sich gibt und eher furchtbar frech ist... Aber das ist ok angesichts der Situation und den tausenden Eindrücken, die immer noch auf ihn einprasseln... Von der Mittwochsbetreuung schreibe ich beim nächsten Mal. Mache jetzt mal Schluss. Ich werde sicher noch ein paar Tage vom Schauspielen träumen ;-)

À bientôt!

PS: Grad ist mir doch noch ein wenig was eingefallen:


Joshi bei der Eucharistie im Kloster Werne, wo wir am letzten Pilgertag am GoDi teilnahmen: "Mama, ich will auch so 'nen Keks..:"


Joshi wacht vorgestern um 5:27Uhr auf, schubst mich, weckt mich auch und meint: "Mama, du hast verschlafen. Aufstehen!" :-/


Beim Pilgern kamen wir im strömenden Regen bei einer netten Familie unter, die einen Bauernhof hatte. Total durchnässt einen Kaffee bekommen... DAS war echt der Himmel auf Erden... bis zu Joshis Kommentar: "Mama, bei Bauern stinkt es immer so..."


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen