Mittwoch, 26. Juni 2013

Abschied I

Nun ist es soweit. Wir haben heute Abschied genommen. Der letzte Tag in der Stadt. Die nächsten 2 Tage stehen ganz unter dem Zeichen der Umzugsvorbereitungen.
Der Tag an sich war wunderschön. Wir waren noch einmal an allen wichtigen Plätzen und Orten, die mir und uns etwas bedeuteten. Joshi habe ich an diesem letzten Mittwoch nicht mehr ins Centre Socioculturel geschickt. Wir haben den Tag voll und ganz genossen. Ich war erstaunlich ruhig und zufrieden. Wir haben Gaëtan (Athlet aus der Speerwurfgruppe) noch einmal getroffen, dann noch Elise, Fred und Axel und haben es uns noch einmal gut gehen lassen. Die Sonne hat sich blicken lassen und hat uns diesen letzten wirklichen Straßburg-Tag verschönert.
Die ersten Kisten stehen gepackt im Wohnzimmer. Das Chaos hält sich bis dato in Grenzen. Ich habe erstaunlich ordentlich gelebt dieses Jahr. Joshua fragt mich jeden Abend, ob wir nun packen. Aber eigentlich haben wir gar nicht mehr so viel zu packen. Ich muss nur noch die Kisten alle zukleben, den Kleiderschrank, den Schuhschrank und die Küche leeren. Das war es eigentlich schon. Der Samstag kann kommen.
Mit "ihm" habe ich heute auch noch einmal telefoniert... Trauer und Glück gehören zusammen. Und doch kann ich vieles nicht verstehen. "Moi aussi, j'ai des sentiments! Je ne suis pas prêt d'oublier..."

Vorhin, als Joshi dann im Bett war, fing ich an zu weinen. Ich bin so unendlich dankbar für dieses Jahr hier. Ich habe so viele wertvolle Erfahrungen gemacht, so viele tolle und wunderbare Menschen getroffen und viel über mich selbst gelernt. Im Dezember wollte ich das alles ja schon aufgeben, als Joshi so krank war, ich krank war und alles einfach unglaublich viel war. Dabei ging es im Januar erst richtig los. Gut, dass wir durchgehalten haben.
Joshi merkt, dass mir der Abschied hier schwer fällt. Seit gestern ist er wieder lieb, nicht mehr so ein Rotzebengel. Vielleicht bin ich auch ausgeglichener. Er ist ja immer mein Spiegel. Ich habe Abschied genommen und auch wenn mir die Tränen gerade in den Augen stehen, freue ich mich auf Erlangen. Auf die nächsten Semester. Ein wenig zerrissen bin ich und vieles nehme ich vielleicht gerade nicht so wahr, wie es eigentlich ist. Ich hoffe (wie schon am Anfang des Jahres hier in Straßburg), dass uns der Alltag in Erlangen schnell wieder hat. Ich möchte nicht nachdenken über die Abschiede, über die lieben Menschen hier. Klar, in Erlangen erwarten mich auch liebe Menschen und Freunde. Aber ich habe ja schon des öfteren geschrieben, dass es sich hier alles "so richtig" anfühlt, dass ich nicht rational begründen kann, warum. So schwer ist mir ein Abschied noch nie gefallen. Ich habe noch nie das Gefühl gehabt, einen Ort nicht verlassen zu wollen. Das ist seltsam, denn eigentlich bin ich recht unstet und unruhig in meiner Art. Warum gerade Straßburg?

Vor 2 Tage erreichte mich die Nachricht, dass sich Sarah und Taylor verlobt haben. Sarah studiert hier in Straßburg Theologie und Taylor kommt aus den USA. Die beiden haben einen Blog gestartet (siehe meine Blogliste) und ich freue mich so für die beiden! Ich kenne kaum einen Menschen, der stärker im Glauben ist als Sarah. GOTT SEGNE EUCH BEIDE! 

Nun geht es mit zerrissenen Gefühlen in den Zieleinlauf. Doch noch nie habe ich mir so sehr gewünscht, das "Ziel" sei weiter weg... Ich danke Gott, dass er mir das Ziel "Straßburg" für später erneut gegeben hat. Ich danke ihm, dass er mir hier zum 4. Mal in meinem Leben so nahe war, dass ich ihn wirklich spürte. Ich danke ihm, dass er mich nicht weiter "im Dunkeln" mein Theologiestudium machen lässt sondern mir endlich gezeigt hat, wo der Weg hingeht. "PRAYER + TIME", wie Taylor im Blog (s.o.) so schön schreibt.
Joshi und ich haben uns versprochen, dass wir viel von der Welt sehen wollen in den nächsten Jahren. Er will weiterhin Französisch reden und lernen. Ich hoffe, ihm das in Erlangen irgendwie ermöglichen zu können. Wir reden unterdessen zu Hause auch viel Französisch. Das Eis ist gebrochen. Das fing etwa vor 3 Wochen an. 3 Wochen vor dem Ende hier... Er spricht gerne und versteht alles. 3 Jahre müssen wir das halten. 3 Jahre... Aber wir haben schon ganz andere Sachen gemeistert!
Ich melde mich die Tage. Am Freitag bin ich dann meinen Internetanschluss los (muss das Modem zurückgeben). Heute ganz liebe Grüße an Michael. Ich freue mich darauf, dich wieder zu sehen :-)

Sprachblüte:

Ich: "Joshi, komm her!"
Jo: "Nö, ich mag jetzt nicht."Ich: "Ach Joshi, muss ich erst wieder streng werden? Ich mag das nicht!"Jo: "Doch, Mama, ich will, dass du jetzt streng wirst!"Warum muss dieses Kind aber auch jede Situation kontrollieren?!!?











Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen