Dienstag, 21. Mai 2013

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel ist vor dem Sieg...

So, Hebraeisch habe ich ueberlebt und bestanden, denke ich. Aber war ja auch erst die zweite Pruefung von 3 hier in Frankreich und dann kommt ja noch das Kolloquium in Deutschland. Davor habe ich echt am meisten Respekt... Aber ich denke, wenn ich es nach einem Jahr und drei Pruefungen nicht kann, dann bin ich eben selbst schuld. Und so sitze ich nun wieder Tag fuer Tag in der Bib, lerne die Konjugationen und Deklinationen und uebe mich an Jesaja, Hiob, Psalmen, Samuel, Genesis, Proverbien... ... Eigentlich ist es so, wie mit jeder alten Sprache: erst jetzt faengt es an, etwas Spass zu machen. Jetzt, wo die Sprache nicht mehr nur aus Grammatikfetzen und Vokabelbausteinen besteht, sondern schoen langsam ein Gesamtgefuege ergibt, dessen Einfachheit unheimlich komplex werden kann...
Ab morgen findet bis Freitag der Intensivkurs statt, d.h. jeden Tag 6 Stunden Kurs und es wird uebersetzt, uebersetzt, uebersetzt... Ich habe mir schon die Zaehne an Jesaja ausgebissen, zumal ich kein Hebaeisch-Franzoesisches Woerterbuch hatte und somit desoefteren Hebraeisch > Deutsch > Franzoesisch uebersetzte... Woerter wie "Feigenbaum", "Gedaechtnisname", "einschaerfen" oder "skalpieren" gehoerten bisher eben einfach nicht zu meinem Wortschatz und so bin ich nun meister im Woerterbuch-Nachschlagen... Aber heute habe ich dann nach einigen Stunden Arbeit alle vorzubereitenden Texte ins Franzoesische fertig uebersetzt und hoffe, dass ich nicht voellig desillusioniert und verzweifelt aus dem Kurs morgen komme ;-) Das Angebot, ins Deutsche zu uebersetzen bei der Pruefung, besteht zwar, aber ich muss zugeben, dass ich mich unterdessen ganz gut mit der Uebersetzung Hebraeisch > Franzoesisch angefreundet habe... Die letzte Pruefung hier ist am 21.6. und bis dahin habe ich ja noch etwas Zeit zu entscheiden...
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Meinem kleinen Prinzen geht es sehr gut. Joshua wird immer besser in Franzoesisch und sehr oft redet er schon Saetze halb auf Deutsch und halb auf Franzoesisch oder (und das ist das allersuesseste) er haengt an jedes deutsche Wort, bei dem es moeglich ist, unbewusst dieses nachklingende "e" der Franzosen an (s. Stilblueten unten). Er hat unterdessen keinerlei Probleme mehr und es ist total schoen zu sehen, wie er sich in die Sprache so eingelebt hat :)
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Da die Pruefungszeit hier schon vorbei ist, haben sich alle Theologen schon in ihre Praktika, Ferien oder Mémoires (Hausarbeiten) verabschiedet und ich sehe nur noch vereinzelt jemanden an der Uni. Klar, die besonders Fleissigen sind immer in der Theologen-Bib anzutreffen. Aber das sind meist entweder DoktorandInnen oder Katholiken *gg* ;-) und mit denen hatte ich nun nicht sooo viel zu tun dieses Jahr ueber. Aber ich werde den einen oder anderen auf jeden Fall noch einmal wieder sehen (wollen). Wir haben ja noch ein paar Wochenenden, an denen wir das Elsass und die Praktika-Einsatzstellen der angehenden PfarrerInnen erkunden koennen :)
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Das tolle hier in Frankreich ist, dass man, sobald man die Licence hat (= Bachelor nach dem 6. Semester oder aequivalente Studienleistungen wenn aus dem Ausland kommend...), im Sommer die sich im Urlaub befindenden PfarrerInnen vertreten, also fuer 1-2 Monate einmal den PfarrerInnenberuf wirklich erleben kann. Das ganze nennt sich "Suffragances" und ist nicht nur in einem "Praktikum" oder sonst was, sondern ein richtiger Einsatz (und bezahlt). Das finde ich eine richtig gute Sache und erlaubt es den angehenden MasterstudentInnen, sich schon mal ein Bild ihres zukuenftigen Berufes zu machen (Master "Theologie appliquée" = kirchl. Examen in Dtl.). Sollte mein Israel-Vorhaben, aus welchen Gruenden auch immer, nächsten Sommer nicht klappen, dann werde ich das naechstes Jahr auch machen. Was gibt es denn besseres, als so frueh wie moeglich all die Dinge, die der PfarrerInnenberuf mit sich bringt, schon machen zu duerfen und dabei zu lernen? Klar, im Sommer ist nicht so viel los, aber die Verantwortung tragen die angehenden PfarrerInnen trotzdem. Eine tolle Erfahrung und Herausforderung.
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In 2 Wochen kommt Helen. Wir wollen gemeinsam ihr Reli-Abi vorbereiten und ich hoffe, dass ich mich nicht vollends blamiere ;-) Aber ich freue mich so auf die Tage mit ihr und fuer Joshi ist es eine Ueberraschung. Helen war in Erlangen seine heissgeliebte Baby-Sitterin und er ahnt nichts.... An dem Tag, an dem Helen kommt, wird er ueberrascht werden... Helen bringt mir dann auch alle noetigen Woerterbuecher mit (Fohrer und Gesenius), da man hier kaum was ausleihen kann...
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In 3 Wochen kommen Andrea und Basti noch fuer ein paar Tage und auch auf die Zeit mit ihnen freue ich mich riesig. Es gibt ja so einige Neuigkeiten und soooo viel zu erzaehlen.
Ja, und dann naht auch schon der Abschied. Wenn die beiden Abfahren, habe ich noch 6 Tage bis zur Hebraeisch-Pruefung und dann noch eine Woche bis zum Umzug nach Dtl... HILFE! geht das alles schnell... Aber ich bin soooo motiviert fuer den Rest meines Studiums, ich hoffe, dass ich diese Energie moeglichst lange ueber die letzten 4 (bis 6 ;-) Semester mitnehmen kann und alles so klappt, wie Joshi und ich uns das vorstellen...

Heute ganz liebe Gruesse an Bea, deren Paeckchen gestern bei uns ankam. DANKE, ich hab ein bisschen geweint vor Freude :-) Ich hoffe, dass wir uns bald mal hoeren und dass dein Job dich fordert, aber nicht platt macht... Fuehl dich gedrueckt!!! :-*

Stilblueten:

Joshi: "Mama, ich hab was gemalt. REGARDE mal mein Tier an!" ^^
 
Ich habe Joshi vor ca. 2 Wochen erklärt, dass man auf Englisch, wenn es stark regnet "it's raining cats and dogs" sagt (und auch, was das übersetzt heißt).
Er heute, als es draußen regnet: "Mama schau mal, es regnet Kühe!"

 
Langsam ist das Chaos in Joshis Kopf wohl perfekt. Er gestern zu mir (die "e" in Klammern sind die E's, wie sie die Franzosen gerne nach vielen Woertern noch anklingen lassen ): "Mama, das ist(e) aber(e) pas gentil!" - er denkt kurz nach. Dann: "Mama, das geht aber nicht(e), ich parle Franzais!"
Zu suess...



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